Wenn man sich die diversen Foren zum Thema Aquarium einrichten ansieht, kann man glauben, dass man mindestens drei abgeschlossene Universitätsstudien braucht, um ein Aquarium erfolgreich pflegen zu können.
Keine Angst, so schlimm ist es nicht. Aber auf jeden Fall solltest du dir vor dem Kauf eines Aquariums einige grundlegende Dinge überlegen.
Inhalt
Welche Tiere möchte ich pflegen?
Vielleicht bist du bei einem Freund oder in einem Zoo auf die Idee gekommen, dir selbst ein Aquarium einrichten zu wollen?
Du warst beeindruckt von den Unterwasserlandschaften und von den farbenprächtigen Fischen. Da kam der Wunsch auf, einige dieser Tiere selbst zu pflegen und vielleicht sogar zu züchten.
Mein Tipp für die Auswahl der Fische:
Geh‘ einfach einmal in ein Zoofachgeschäft mit einer großen Aquaristikabteilung und schau‘ dir in aller Ruhe die Fische an. Sicher sind einige Arten darunter, die dir besonders gut gefallen. Fotografiere die Fische und die entsprechenden Namen.
Während du das tust, kommt in einem guten Laden eine Verkaufsperson auf dich zu und fragt, ob sie dir helfen kann. Sag‘ ihr, dass du Anfänger bist und welche Fische dir besonders gut gefallen. Wenn dich jetzt die Verkaufsperson nicht fragt, welche Größe dein Aquarium hat und behauptet, dass du alle deine Favoriten miteinander vergesellschaften kannst, kannst du gleich wieder gehen. In diesem Laden wirst du sicher nicht gut beraten.
Wenn du aber über die nötige Mindestgröße des Aquariums für die einzelnen Fischarten informiert wirst und dir erklärt wird, warum bestimmte Arten nicht gemeinsam gehalten werden können, hast du schon gewonnen. In diesem Geschäft solltest du Stammkunde werden.
Als nächsten Schritt informierst du dich im Internet oder in Büchern über die Fischarten, die dir besonders ins Auge gestochen sind.
Bedürfnisse der Fische vergleichen
Wenn du ganz genau sein willst, machst du dir eine Tabelle, in die du die Fischart und deren Bedürfnisse hinsichtlich Wasserwerte, Fütterung und Vergesellschaftung einträgst.
Ich weiß, am Anfang will jeder am liebsten 50 Fischarten in seinem Aquarium schwimmen haben. Die sind hübsch, der hat so schöne Farben, und ein anderer sieht so eindrucksvoll aus.
Ich war als Anfänger auch nicht anders und hatte das Pech, an einen verantwortungslosen Zoohändler zu kommen.
Einer meiner Anfängerfehler
Wenn ich mich richtig erinnere, hatte ich mal einen Bestand von: 1 Skalar, 1 Feuermaulbuntbarsch, 1 rückenschwimmender Kongowels und einige Guppys. Also genau das, was ich heute als „Fischsuppe“ bezeichne. Und das in einem 60 l Aquarium! Zu meiner Verteidigung kann ich nur sagen, damals gab es noch kein Internet und die Informationsmöglichkeiten waren begrenzt. Gut, ich besaß einige Aquarienbücher, in denen die Grundlagen auch gut erklärt waren, aber ich hatte eben die berüchtigte Sammlerwut.
In diesem Becken hatte ich ständig Krankheiten und trübes Wasser. Dass ich mit diesem Aquarium und den armen Fischen nicht lange Freude hatte, brauche ich hier wohl nicht näher zu erwähnen.
Mit diesen Erfahrungen kann ich dir nur folgende Ratschläge geben:
- Bei „Schwarmfischen“ ist das Minimum 10 Stück pro Art.
- Ein Schwarm von 30 Fischen sieht um Klassen besser aus als eine Mischung von 3 Arten à 10 Fische.
Du hast dir deinen Wunschbesatz zusammengestellt, nun kommt der erste Reality Check:
Wie viel Platz habe ich für das Aquarium?
Klarerweise sind viele Anfänger Jugendliche, die ihr Aquarium im eigenen Zimmer unterbringen wollen oder müssen.
Da ist der Platz üblicherweise eingeschränkt. Damit stellt sich die Frage: Welche Größe darf mein Becken maximal haben? Mit der Beckengröße geht auch das Gewicht Hand in Hand. Kann ich das Aquarium in die bestehende Einrichtung integrieren oder brauche ich einen Unterschrank?
Wenn der zur Verfügung stehende Platz ermittelt ist, schaust du dir deine Besatzliste an und überprüfst, ob die Fische für die geplante Aquariengröße geeignet sind.
Wie viel kostet ein Aquarium?
Ich gehe einmal von einem Aquarium für Fische aus, lasse also einmal die Nanoaquarien bis 30 l außen vor.
Ein 60 x 30 x 30 cm (54 l) Aquarium bekommst du inklusive Heizstab, Filter und Beleuchtung ab etwa 110 €.
Komplettsets in dieser Größe gibt es schon ab 60 €. Ich selbst habe noch nie ein Komplettset gekauft und bin auch von deren Qualität nicht überzeugt.
Besonders schlimm finde ich das aktuelle Produktfoto eines Sets einer namhaften Firma. Grellweißer Kies, der für die dargestellten Panzerwelse ungeeignet ist. Und dann noch 22 Fische in dem Becken, also ein heftiger Überbesatz. Das wird nur von den Sets geschlagen, bei denen Kinder mit Minions und Playmobil angelockt werden sollen.
Genug abgeschweift.
Für einen Unterschrank mit den Maßen 60×30 cm kannst du mit einem Preis ab ca. 40 € rechnen.
Eine ungefähre Berechnung der Kosten für einige Aquariengrößen findest du in der nachstehenden Tabelle:
Zu den oben angeführten Kosten kommen noch Bodengrund, Dekoration, Pflanzen, eine Unterlage für das Becken, diverse Kleinteile wie Thermometer und Netz, eine Zeitschaltuhr* und natürlich die Fische dazu.
Hier ist keine seriöse Kostenschätzung möglich.
Der Bodengrund kann Quarzsand aus dem Baumarkt um 20 Cent pro Kilo oder Farbkies* um über 2 € pro Kilo sein. Genauso unterschiedlich sind die Preise für Pflanzen und Fische.
Verschiedene Salmler- und Bärblingsarten werden schon ab ca. 1,50 € verkauft, für manche L-Welse, Diskus oder Rochen zahlt man mehrere 100 €.
Aquarium gebraucht kaufen
Die Kosten für das Aquarium selbst und die Technik kannst du reduzieren, wenn du alles gebraucht kaufst. Die diversen Plattformen sind voll mit Angeboten von Leuten, die es entweder nicht richtig hinbekommen oder das Interesse an der Aquaristik verloren haben.
Ich habe auch einige Becken, die ich gebraucht gekauft oder geschenkt bekommen habe und hatte bis jetzt das Glück, das die bis jetzt auch alle dicht sind. Diese Aquarien stehen bei mir allerdings im Keller. Im Wohnzimmer würde ich das Risiko eines Beckens aus zweiter Hand nicht eingehen.
Genauso wenig verwende ich gebrauchte Heizstäbe. Da ist mir die Gefahr eines Stromschlags einfach zu hoch.
Zwischenrechnung
Jetzt hast du ausgerechnet, welche Aquariengröße mit deinem Budget möglich ist. Im Idealfall kannst du deine Lieblingsfische in diesem Aquarium pflegen. Wenn nicht, musst du die zu großen Arten streichen.
Zusätzlicher Aufwand
Darunter fallen die Dinge, die nicht zwingend für den Betrieb deines Aquariums notwendig sind. Je nach deinen Vorstellungen wirst du das eine oder andere brauchen oder auch nicht.
Osmoseanlage
Wenn bei dir hartes Wasser aus der Leitung kommt und du Weichwasserfische pflegen oder züchten willst, kommst du an einer Osmoseanlage nicht vorbei. Die Kosten für eine vernünftige Anlage beginnen bei etwa 50 €.
CO2 – Anlage
In Bezug auf die Notwendigkeit einer CO2 – Anlage für einen gesunden Pflanzenwuchs gibt es unterschiedliche Meinungen.
Aus meiner Erfahrung kann ich sagen, dass sich eine CO2 – Anlage auf jeden Fall positiv auf den Pflanzenwuchs auswirkt. Zu Beginn kannst du es aber ruhig einmal ohne versuchen.
Je nach Aquariengröße bekommst du eine voll ausgestattete Anlage ab ca. 100 €.
Ich selbst fahre aber schon seit Jahren gut mit Bio-CO2. Das verursacht nur einen Bruchteil der Kosten.
Pflanzendünger
Brauchen Aquarienpflanzen Dünger? Die Antwort ist ganz einfach: Ja – aber…
Das Pflanzenwachstum wird von vielen Faktoren beeinflusst. Da sind einmal Lichtstärke und Beleuchtungsdauer, Wassertemperatur, Nährstoffzufuhr durch Leitungswasser, Fütterung und Ausscheidungen der Fische, die Verfügbarkeit von CO2 und natürlich auch die Pflanzenart.
Da ist es oft nicht einfach, den entscheidenden Faktor für einen guten oder schlechten Pflanzenwuchs auszumachen.
Eine Düngergabe hilft im Extremfall den Algen wesentlich mehr als den anderen Pflanzen.
Mein Tipp, wenn du dein Aquarium einrichtest: Erst einmal viele anspruchslose und schnell wachsende Pflanzen einsetzen wie: Ceratophyllum (Hornblatt), Elodea (Wasserpest), Vallisneria, Hygrophila polysperma (Indischer Wasserfreund), Hygrophila difformis (Indischer Wasserwedel). Diese Wasserpflanzen haben auch noch den Vorteil, ziemlich preisgünstig zu sein.
Wenn das Aquarium dann richtig läuft, kannst du Schritt für Schritt zu anderen Pflanzenarten übergehen.
Meine Herangehensweise an die Düngung im Aquarium: Solange die Wasserpflanzen gut wachsen, mache ich erst mal gar nichts. Wenn ich merke, dass der Wuchs stagniert oder Veränderungen an den Blättern auftreten, gibt’s einmal Eisendünger*. Bei mir hilft das meistens. Falls nicht, wird Flüssigdünger in einem Drittel der empfohlenen Dosierung zugegeben und bei Bedarf gesteigert.
Die Kosten für den Pflanzendünger* fallen mit ein paar Euro nicht wirklich ins Gewicht.
UV-C Klärer
Am UV-C Klärer scheiden sich die Geister. Unbestritten ist, dass er die Keimzahl im Aquarium wesentlich reduzieren kann. Eine gute Sache, aber meiner Meinung nach bei regelmäßigem Wasserwechsel für das Wohlbefinden der meisten Fischarten nicht zwingend notwendig. Es gibt auch Außenfilter mit integriertem UV-C Klärer.
Der Anfänger sollte sich damit aber gar nicht weiter belasten, sondern sein Becken möglichst gewissenhaft pflegen.
Preislich starten die UV-C Klärer bei etwa 40 €. Dazu kommt bei Dauerbetrieb noch der jährliche Austausch der Lampe.
Schlussrechnung
Nachdem du die Wunschausstattung für dein Aquarium zusammengestellt hast, kannst du die Gesamtkosten ausrechnen.
Welchen Aquarientyp will ich?
Die technische Seite und die Kosten sind geklärt und du weißt auch ungefähr, welche Fische du pflegen willst.
Jetzt stellt sich noch die Frage, welche Art von Aquarium du einrichten willst.
Gesellschaftsaquarium
Bei einem Gesellschaftsaquarium brauchst du dich nicht darum zu kümmern, aus welcher Gegend die Bewohner stammen. Du kannst Fische aus Südamerika, Afrika und Asien gemeinsam pflegen, sofern alle artgerecht gehalten werden. Also z.B. ein Schwarm Bärblinge gemeinsam mit Panzerwelsen und Purpurprachtbarschen.
Auch bei den Pflanzen muss dich die Herkunft nicht interessieren. Erlaubt ist, was gefällt.
Das Gesellschaftsaquarium ist bei den Anfängern wohl der beliebteste Typ.
Wichtig ist, darauf zu achten, dass sich die Fische untereinander nicht stören. Aggressive Arten und Fische mit besonderen Ansprüchen an Wasserwerte und Futterspezialisten sind damit ausgeschlossen.
Biotopaquarium
Mit einem Biotopaquarium versucht man einen kleinen Ausschnitt aus der Natur möglichst exakt nachzubilden. Dabei entspricht die Dekoration möglichst den natürlichen Verhältnissen und auch die Fische und Pflanzen sollten gemeinsam im gleichen Lebensraum vorkommen.
Hier steht an erster Stelle eine intensive Recherche. Es reicht bei Weitem nicht, einfach zu sagen: Ich mache ein Biotopaquarium aus dem Amazonasgebiet, dem Kongogebiet oder aus Südostasien.
Allein das Einzugsgebiet des Amazonas ist mit 7 Mio. km2 flächenmäßig größer als ganz Europa ohne Russland.
Glücklicherweise finden wir viele Expeditionsberichte und Videos von Unterwasserbiotopen im Netz. Eine besonders empfehlenswerte Seite ist: http://www.aquapress-bleher.com
Beim Anblick dieser Unterwasserfotos und -videos wirst du bald merken, dass du dich von vielen Vorstellungen über die Biotope unserer Pfleglinge verabschieden musst. Selten schwimmen die Fische in kristallklaren und pflanzenreichen Unterwassergärten.
Deswegen kann ein Biotopaquarium immer auch nur eine Annäherung an die tatsächlichen Verhältnisse sein. Auch ein 1.000 Liter Aquarium entspricht bestenfalls einem Uferbereich von 2 Metern. Aber man sollte sich deswegen ein Biotopaquarium mich schlechtreden lassen. Allein die Recherche und der Versuch der möglichst naturgetreuen Nachbildung sind spannende Aufgaben.
Artaquarium
Beim Artaquarium sagt der Name schon alles aus: Ein Becken mit genau einer Art.
Warum aber sollte man nur eine Fischart im Aquarium halten?
Dafür gibt es mehrere Gründe: Entweder sind die Fische zu aggressiv oder zu wenig durchsetzungsfähig. Oder sie brauchen spezielles Futter oder bestimmte Wasserwerte, welche die Vergesellschaftung schwierig machen. Und natürlich die Fortpflanzung: Eine erfolgreiche Zucht wird im Gesellschaftsaquarium die Ausnahme bleiben oder schlichtweg unmöglich sein.
Bei einem Artaquarium kannst du die Wasserwerte und die Einrichtung optimal an deine Pfleglinge anpassen.
Für den Anfänger kann ein Artaquarium schnell langweilig wirken, wenn sich nicht besonders viel tut. Deswegen solltest du, wenn du erst am Beginn deiner Karriere als Aquarianer stehst, genau überlegen, ob du wirklich ein Artaquarium einrichten willst. Wenn du dabeibleibst, kommt es früher oder später ohnehin.
Leider passt nichts
Was tust du, wenn du bemerkst, dass du deine Lieblingsfische nicht unter einen Hut bringst, sei es wegen der Beckengröße, Futteransprüchen oder Wasserwerten?
Du kannst die Rahmenbedingungen für die gewünschten Tiere optimieren oder du suchst dir Fische, die zu den Bedingungen passen. Wenn du das nicht machen willst, lass die Aquaristik bleiben.
Mach‘ nicht den Fehler und denke dir: Irgendwie wird’s schon hinhauen, ich mach’s einfach, wie ich will. Es wird nicht gut gehen. Die diversen Foren sind voll mit Fragen von Leuten, die irgendwelche Fische zusammenkaufen und dann nur Probleme haben.
Also: Erst mal gut informieren und mit diesem Wissen das Aquarium einrichten.
Ich wünsche dir viel Erfolg bei dieser faszinierenden Passion.

Gerhard ist ein passionierter Aquarianer mit über 30 Jahren Erfahrung in der Pflege und Zucht von Fischen und Wirbellosen. Als geprüfter Zoofachhändler hat er Expertenwissen in den Bereichen Aquarienpflege, Wasserchemie und Fischgesundheit.
Gerhard hat zahlreiche Artikel und Beiträge zum Thema Aquaristik veröffentlicht und teilt hier seine Expertise mit Dir. Wenn er sich nicht gerade mit seinen Aquarien beschäftigt, genießt er so oft es geht seinen Garten und die freie Natur.