Steine im Aquarium können eine wunderbare Dekoration sein. Sie sind oft ein echter Hingucker und sind auch für viele Fische wichtig. Viele Aquarianer fragen sich, welche Steine sie verwenden sollen und woher sie diese bekommen. In meiner langjährigen Beschäftigung mit Aquarien habe ich mich auch intensiv mit Steinen auseinandergesetzt. Diese Erfahrungen will ich hier mit dir teilen.
Inhalt
Warum Steine im Aquarium?
Steine können im Aquarium viele Aufgaben erfüllen. Vordergründig sind sie nur Dekoobjekte, die nach ästhetischen Gesichtspunkten ausgewählt werden. Näher betrachtet bieten sie auch den Fischen viele Vorteile. Am deutlichsten ist die Bedeutung von Steinaufbauten wohl in einem Tanganjika- oder Malawibecken.
Viele Fische aus den großen afrikanischen Seen sind an die Felsen gebunden. Da gibt es Arten, die hauptsächlich in den Felshöhlen und unmittelbar davor leben. Andere bewegen sich vorwiegend in einer gewissen Entfernung zur Klippenlandschaft unter der Wasseroberfläche. Bei Gefahr flüchten sie aber sofort in die Spalten im Gestein. Die Eiablage und die Brutpflege der nicht maulbrütenden Cichliden wird in den meisten Fällen auch in den Höhlen betrieben.
Aber auch in anderen Aquarien haben Steine ihre Berechtigung. Viele Buntbarsche laichen bevorzugt auf flach liegenden Steinen ab. Steil aufgestellt, können sie aber auch unterlegenen Fischen oder den Weibchen als Sichtschutz dienen. Nicht zuletzt bringen sie Struktur ins Aquarium. Das ist besonders wichtig, wenn du revierbildende Arten pflegst. Oft kann schon ein kleiner Stein geschickt platziert als Reviergrenze dienen und für Ruhe im Aquarium sorgen.
Worauf muss ich bei Steinen im Aquarium achten?
Kalk
Meiner Ansicht nach ist das wichtigste Kriterium der Kalkgehalt. Die meisten Aquarienfische kommen aus Gewässern mit weichen oder sehr weichen Wasser. Weiches Wasser ist oft auch sauer. Und genau da liegt das Problem. Hast du dann vielleicht auch noch eine CO₂-Düngung laufen, kann der Kalk aus dem Gestein gelöst werden und das Wasser aufhärten. Und das ist bei einem Aquarium mit weichem Wasser sicher nicht erwünscht. Deswegen solltest du kalkhaltige Steine nur verwenden, wenn deine Fische das vertragen.
Metalleinschlüsse
Hände weg von Steinen mit metallischen Einschlüssen. Du weißt nie, welche Auswirkungen das auf dein Aquarium hat. Die meisten Metalle lösen sich zwar sehr schwer in Wasser. Aber es gibt nicht den geringsten Grund, hier irgendein Risiko einzugehen.
Scharfe Kanten
Das Risiko, dass sich Fische an den scharfen Kanten eines Steins verletzen können, wird meiner Meinung nach überschätzt. Ein Neon oder ein Guppy wird sich wohl kaum in selbstmörderischer Absicht gegen die Kante werfen. Anders sieht es bei Fischen aus, die heftige Revierkämpfe austragen. Die können, etwa beim Maulkampf von Cichliden, schon einmal völlig die Kontrolle verlieren. Bei diesen Arten sind scharfkantige Steine fehl am Platz.
Woher bekomme ich Steine fürs Aquarium?
Fachhandel
Der Zoohandel hat immer Steine in allen möglichen Größen im Angebot. Hier kannst du dir auch sicher sein, dass das Gestein für dein Aquarium keine schädlichen Stoffe enthält. Zumindest sollte das bei seriösen Anbietern der Fall sein. Nachteilig ist der Preis, den der Fachhandel für seine Produkte verlangt. Das fällt bei einem Steinchen kaum ins Gewicht. Brauchst du für ein Malawibecken 200 kg oder mehr an Steinen in den unterschiedlichsten Größen, geht das richtig ins Geld. Abgesehen davon haben die meisten Fachgeschäfte so große Mengen gar nicht auf Lager.
Steinmetz und Landschaftsgärtner
Wenn du gerne Steine im Aquarium hast, kann ein Besuch bei einem Steinmetz oder bei einem Landschaftsgärtner lohnend sein. Bei diesen Berufsgruppen fallen immer wieder mal Abfall oder Bruchstücke an. Was dort gebrochen oder für eine Verwendung zu klein ist, ist für ein Aquarium oft gerade richtig. Die Stücke bekommst du im Idealfall sogar umsonst.
Steine fürs Aquarium selbst sammeln
Im Prinzip spricht nichts dagegen, die Steine für den Gebrauch im Aquarium selbst zu sammeln. Allerdings musst du schon einige Dinge beachten.
Zuerst eine rechtliche Bemerkung: Ich bin kein Jurist, aber ich möchte an dieser Stelle darauf aufmerksam machen, dass die Entnahme von Steinen aus der freien Natur und aus Steinbrüchen prinzipiell nicht gestattet ist. Siehe dazu auch diesen Artikel.
In den meisten Fällen wird niemand etwas dagegen haben, wenn du ein paar Steine aus dem Flussbett mitnimmst. Aber was geduldet wird, ist noch lange nicht gestattet. Wenn du ganz sichergehen willst, hol dir die Erlaubnis vom Besitzer oder der entsprechenden Stelle.
Kalk im Gestein
Wie bereits erwähnt, ist kalkhaltiges Gestein für viele Aquarien nicht geeignet. Deswegen solltest du den Stein immer schon vor Ort auf Kalk prüfen. Im Internet wird oft Essigessenz empfohlen. Anscheinend funktioniert das auch einigermaßen gut.
Wie du im nebenstehenden Bild sehen kannst, lässt sich der Unterschied zwischen kalkhaltigem und kalkfreien Gestein mit freiem Auge oft nicht feststellen.
Deshalb halte ich es da mit den Geologen. Wenn ich Steine sammle, habe ich immer ein Fläschchen mit verdünnter Salzsäure dabei. Einfach einen Tropfen auf den Stein träufeln und ich sehe sofort das Ergebnis. Der nicht zu unterschätzende Vorteil der Salzsäure liegt darin, dass selbst geringe Mengen von Kalk im Gestein zu einer eindeutigen Reaktion führen.
Es schadet auch nicht, wenn du dich vor deiner Suchaktion über die Geologie des Gebietes informierst. So weißt du im Vorhinein, womit du rechnen kannst. Den Test auf Kalk führe ich trotzdem immer durch. Oft wird Gestein über weite Strecken transportiert, sei es als Straßenschotter oder für die Befestigung von Flussufern.
Übrigens: Der untere Stein enthält Kalk, während der obere kalkfrei ist.
Metallische Einschlüsse
Auch davon war schon die Rede. Prüfe deswegen jeden Stein auf metallische Einschlüsse, bevor du ihn mitschleppst.
Wo soll ich Steine sammeln?
Wenn du Steine für dein Aquarium sammeln willst, wirst du wohl nicht auf gut Glück in den Wald gehen. Ich selbst bevorzuge 2 Stellen:
Bäche und Flüsse
Am liebsten sammle ich Gesteinsbrocken in Wasserläufen. Das liegt daran, dass die Steine im Mittel- und Unterlauf schon abgerundet sind und keine scharfen Kanten mehr haben. Wobei es im Unterlauf oft schon gar keine Steine, sondern nur Sand und Schlamm gibt. Dann musst du einfach weiter flussaufwärts suchen.
Beim Sammeln von Steinen in Bächen und Flüssen ist die Kalkprobe besonders wichtig. Denn auch ein kleiner Bach kann Gesteinsbrocken über viele Kilometer verfrachten. Du weißt also nicht, woher die Steine ursprünglich stammen.
In Fließgewässern kommen glücklicherweise meistens auch Fische vor. Gibst du die Steine jetzt sofort nach dem Sammeln ins Aquarium, kannst du Erreger von Fischkrankheiten einschleppen. Deswegen reinige ich solche Steine besonders gründlich mit reinem Wasser und lasse sie dann mehrere Wochen trocknen.
Ob damit wirklich alle Erreger zu 100 % abgetötet werden können, weiß ich nicht. Ich habe mir aber noch nie Fischkrankheiten mit Steinen eingeschleppt. Wer das Risiko noch mehr senken will, kann die Steine auch auskochen.
Steinbruch
Wenn du deine Steine in einem Steinbruch sammeln willst, solltest du eines wissen: Das Betreten von Steinbrüchen und Kiesgruben ohne Erlaubnis ist verboten. Wenn du freundlich fragst, wird dir wohl in den meisten Fällen gestattet werden, dass du ein paar Steine mitnimmst. In einem aufgelassenen Steinbruch wird es wohl keine Probleme geben.
Achte beim Sammeln in Steinbrüchen immer auf Verunreinigungen wie Altöl und Benzin. Diese Steine darfst du in keinem Fall verwenden.
Fazit für Steine im Aquarium
Steine sind eine tolle Möglichkeit, das Aquarium zu dekorieren und das Wohlbefinden der Bewohner zu steigern. Es gibt viele Möglichkeiten, wie du zu den schönsten Stücken kommen kannst. Wie so oft, ist hier der einfachste Weg auch der, der am meisten Geld kostet. Rechtlich abgesichert bist du, wenn du deine Steine beim Steinmetz oder Landschaftsgärtner beziehst.
Gerhard ist ein passionierter Aquarianer mit über 30 Jahren Erfahrung in der Pflege und Zucht von Fischen und Wirbellosen. Als geprüfter Zoofachhändler hat er Expertenwissen in den Bereichen Aquarienpflege, Wasserchemie und Fischgesundheit.
Gerhard hat zahlreiche Artikel und Beiträge zum Thema Aquaristik veröffentlicht und teilt hier seine Expertise mit Dir. Wenn er sich nicht gerade mit seinen Aquarien beschäftigt, genießt er so oft es geht seinen Garten und die freie Natur.